Pressebericht vom 01.04.2025

Seit 63 Jahren engagiert für kranke Kinder

 

Hat auch nach drei Jahrzehnten noch nicht vor, ihr Engagement aufzugeben: Elke Henche, Gründerin und Vorstandsmitglied des „Förderkreises schwerkranke Kinder“.

 

 

 

Foto: Andreas Steindl

 

Elke Henche gründete vor 30 Jahren den „Förderkreis schwerkranke Kinder“, in dem sie bis heute ehrenamtlich engagiert ist – in der telefonischen Beratung und im Vorstand.  

 

RAUKE BORNEFELD

 

AACHEN Elke Henche sitzt an zwei Vormittagen in der Woche im Büro des Förderkreises schwerkranke Kinder und nimmt Anrufe entgegen – von Antragstellenden, von Ratsuchenden. Es ist ein Ehrenamt, aber das allein wäre noch keine Geschichte für unsere Zeitung. Aber Elke Henche ist nicht nur 84 Jahre alt, sie gründete vor 30 Jahren auch eben jenen Förderkreis und stellte ihr ganzes Erwachsenen-Leben in den Dienst von kranken Kindern, welchen mit Behinderung und ihren Familien. Auch heute sagt sie zu ihrem Telefondienst- und auch Vorstandsehrenamt: „Ich mache das hier, bis es nicht mehr geht.“

 

Henche wurde in Leipzig geboren. Nach Stationen in Wiesbaden und Landau, kam sie schließlich nach Aachen. Auf der damaligen Frauenfachschule an der Bayernallee, heute Käthe-Kollwitz-Schule, legte sie ihre Mittlere Reife ab. „Mit 21 Jahren begann ich dann die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester“, erzählt Henche. Später kam noch eine Intensivpflege-Ausbildung hinzu. Zusammen mit Professor Helmut Hörnchen baute sie ab 1975 die erste Kinderintensivstation im Universitätsklinikum auf, zunächst im alten Klinikum an der Goethestraße, später im neuen futuristischen Bau in Melaten.

 

„Der Beruf war mein Leben“

„ Ich war 41 Jahre Kinderkrankenschwester am Uniklinikum. 25 Jahre hatte ich die Pflegeleitung der Kinderintensivstation inne“, sagt sie, ohne viel Aufhebens drum zu machen, aber doch auch ein bisschen stolz auf ihre beruflichen Leistungen. Eine eigene Familie stellte sie hintenan. Sie heiratete nicht, bekam keine Kinder. „Der Beruf war mein Leben.“

 

Selbst in den ersten Jahren des Ruhestands legte sie keine Pause ein, sondern engagierte sich im Senioren-Experten-Service, reiste nach Moldawien, mehrmals nach Ecuador und Bolivien, sogar einmal nach China, um ihr Wissen aus den Themenbereichen Hygiene, Dienstplanorganisation und Stationsleitung weiterzugeben, aber auch um selbst etwas zu lernen: „Man kann den Menschen nichts überstülpen – das musste ich erst mal kapieren. Es kann nur um Hilfe zur Selbsthilfe gehen.“ Ähnliches gilt auch für Familien in der ganzen Region Aachen-Düren-Heinsberg, die der Förderkreis unterstützt.

 

Gute Pflege bei Frühchen

Für die Gründung des „Förderkreises schwerkranke Kinder“ war aber wohl zunächst Henches Verständnis von guter Pflege bei Frühchen ausschlaggebend. „Durch den medizinischen Fortschritt wurden die Kinder, die es schafften, immer kleiner. Zugleich konnten wir sie nicht optimal gesund nach Hause entlassen. Die Eltern waren sehr belastet, hatten durch die Versorgung der Frühgeborenen wenig Zeit für Geschwisterkinder oder auch sich selbst“, berichtet Henche von ihren damaligen Beobachtungen. „In einem Team aus Ärzteschaft, Seelsorge und Pflege überlegten wir, wie wir helfen können.“

 

Heraus kam der Förderkreis, der zunächst einen häuslichen Betreuungs- und Pflegedienst für die aus der Klinik entlassenen Familien auf die Beine stellte. „In ihrer Freizeit und nur gegen eine kleine Aufwandsentschädigung gingen die Pflegekräfte der Kinderintensivstation zu den Familien nach Hause. Die Eltern mussten dafür nichts bezahlen“, erinnert sich Henche an die Anfänge.

 

Auch wenn der Verein diesen Dienst nach wie vor anbietet, hat sich die Nachfrage deutlich abgeschwächt, weil die Pflegeversicherung den Eltern heute mehr finanzielle Möglichkeiten eröffnet, sich fachliche Hilfe auch nach Hause zu holen, und es auch mehr Anbieter gibt. „Außerdem wurde der Pflegeberuf deutlich anstrengender. Kinderkrankenschwestern und -pfleger brauchen ihre Freizeit jetzt, um sich vom Dienst zu erholen“, hat Henche Verständnis dafür, dass heutige Pflegekräfte ihren Beruf nicht auch noch ehrenamtlich ausüben können oder wollen.

 

Zu tun gab und gibt es für den Verein dennoch genug: Er verlegte sich hauptsächlich darauf, Spenden zu sammeln und damit Familien zu unterstützen, die die optimale Versorgung und Förderung ihrer kranken oder behinderten Kinder nicht selbst leisten können. Etwa 100.000 Euro gehen jedes Jahr auf das Vereinskonto ein „und wir geben es auch wieder aus“, erklärte Martin Meinhold, Vorstandsvorsitzender und Schatzmeister des Förderkreises. Die Verwaltungskosten werden von den Beiträgen der etwa 300 Mitglieder getragen, Spenden werden also eins zu eins für den Vereinszweck genutzt.

 

Sehr viel investiert der Verein für Reittherapie für einzelne Kinder oder auch für Schulklassen und Kitagruppen. Aber auch für Buggys, Rollstühle, bestimmte Medikamente oder teure Spezialnahrung werden Unterstützungsanträge gestellt. „Vieles an Hilfsmitteln übernimmt ja die Krankenversicherung. Aber bei manchen Familien scheitert es am Eigenanteil“, berichtet Henche aus den Beratungsgesprächen am Telefon. Mehr als die Hälfte der jährlichen Spenden gehen an die Familien. Gut 20 Prozent der Spenden – so weist es ein Diagramm auf der Webseite des Förderkreises aus – bekommen Schulen und Kitas zum Beispiel für Hilfsmittel für die „unterstützende Kommunikation“, sogenannte Talker.

 

Kleine Strampler

Sieben Prozent stehen für Ferienfreizeiten zur Verfügung, gut 20 Prozent fließen in Beratungsangebote. „Wir tragen zum Beispiel die Hälfte der Kosten für die Transitionsstelle des Bunten Kreises“, erklärte Henche. Denn die Unterstützung des Förderkreises ist nicht nur für ganz kleine Kinder gedacht. „Die Grenze liegt bei 27 Jahren“, erläuterte Meinhold.

 

Verbundenheit demonstriert der Förderkreis bis heute mit Henches alter Wirkungsstätte, der Kinderintensivstation des Uniklinikums. „Angefangen hat es damit, dass wir auf Station nur riesige Strampler hatten, für normal große Kinder eben. Der Förderkreis hat dann kleine besorgt“, erzählt Henche vom ersten Schließen einer Versorgungslücke. „Jetzt haben wir insgesamt fünf Känguruhstühle gekauft, damit die Eltern nicht mehr auf den eher ungeeigneten Freizeitliegen liegen müssen“, so Henche. Das sogenannte Känguruhing ist eine wichtige Methode in der Versorgung von frühgeborenen Kindern. Sie werden so oft wie möglich nackt auf den nackten Bauch eines Elternteils gelegt, um wichtigen Körperkontakt zu bekommen. Die Sterblichkeit reduziert sich dadurch enorm. Mütter können ihre Babys auf dem Känguruhstuhl stillen.

 

Das alles ist Henches fast tägliches Brot. Neben dem Telefondienst sorgt sie auch für eine übersichtliche Zusammenstellung der eingegangenen Anträge, „damit wir in der Vorstandssitzung eine gute Beratungsgrundlage haben“, erklärt die Beisitzerin. Später sorgt sie gemeinsam mit Meinhold dann für die Auszahlung. Wenn sie sich etwas wünschen darf, hofft Henche, „dass die Kraft noch lange bleibt. Und dass immer Leute weitermachen, um kranken und behinderten Kindern und ihren Eltern zu helfen“.

 

Kontakt: fsk@fsk-aachen.de, 0241/98900330, Spendenkonto des Förderkreises schwerkranke Kinder in der Region Aachen: DE27 3905 0000 0004 2540 3<< Neues Bild mit Text >>


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